More than a Doll

More than a Doll ist eine Manga-Reihe von Shinichi Fukuda, die seit 2018 im Magazin Young Gangan des Verlages Square Enix erscheint. Der Manga gehört zu den Gattungen Comedy-Romance, Slice of Life sowie Ecchi. Im Jahr 2022 startete eine Anime-Fernsehserie zum Manga, die international unter dem Titel My Dress-Up Darling erscheint. Mit More than a Doll feiert Shinichi Fukuda durch den EgmontVerlag ihr Deutschland Debüt.

Worum geht es in More than a Doll?

Spoiler: dieser Text geht über die Handlung des Mangas ins Detail. Trotzdem wird darauf geachtet, dass es danach noch genug Anreiz und Spannung gibt, die Buchreihe zu lesen. Der Text enthält auch unsere subjektiven Eindrücke zum Werk, welche als solche gekennzeichnet sind.

Die Protagonisten Gojo und Marin sind beides Charaktere, die von ihren Leidenschaften angetrieben werden. 

Gojo stellt Hina-Puppen her, ein Handwerk, das ihm von seinem Großvater weitergegeben wird. Als er klein war, starben seine Eltern, sodass er von seinem Großvater aufgezogen wurde. Nach einem Vorfall, bei dem eine Kindheitsfreundin ihn wegen seinem Wunsch Puppen herzustellen bloßstellte, wird Gojo schüchtern und introvertiert. Von da an ist er lieber allein, um an seinem Traum zu arbeiten und das traditionelle Puppenhandwerk zu meistern. Er hat keine richtigen Freunde, bis er durch Zufall auf seine Mitschülerin Marin trifft.

Marin träumt vom Cosplayen, dem möglichst getreuen Verkörpern eines Charakters aus einem Buch, Film oder Videospiel. Sie ist eher das Gegenteil von Gojo – ein beliebtes, quirliges, extrovertiertes Mädchen. Ihr Äußeres erinnert an eine Gyaru. Sie ist ein absoluter Otaku (Fan) mit einer breit gefächerten Vorliebe für japanische Populärkultur angefangen von Manga, Anime über Otome- bis hin zu Erotikvideospielen. Aus einer Begeisterung für einen Videospielcharakter heraus möchte sie unbedingt ein eigenes Kostüm für ein Cosplay nähen, muss aber schnell feststellen, dass sie keinerlei handwerkliche Begabung dafür hat. 

Als Marin Gojo im Handwerksraum der Schule beim Arbeiten an der Nähmaschine sieht, bewundert sie sofort seine handwerklichen Fähigkeiten. Anstatt ihn für seine Leidenschaft zu beschämen, bittet sie ihn, ihr bei der Erstellung eines Cosplays zu helfen. Nachdem Gojo ihre Bitte annimmt und ihr ein Kostüm anfertigt, ist sie ihm sehr dankbar. Schnell freunden sich Gojo und Marin an und lernen bald schon andere Cosplayer kennen. Mit der Zeit entwickelt sie Gefühle für ihn.

Als Fukuda den Manga My Dress-Up Darling schrieb, war es ihr wichtig, eine positive und respektvolle Beziehung zu zeigen. Auf Grund von eigenen Erfahrungen mit einer toxischen Beziehung wollte sie, dass Marin und Gojo ein Duo ist, das sich gegenseitig bestärkt. Sie betonte, dass sie den Lesern, unabhängig vom Geschlecht, Freude an der Geschichte vermitteln wollte. In einem Interview erzählt sie, dass sie zur Recherche für den Manga auch mit verschiedenen Cosplayern gesprochen hat, um Marins Hobby und die Szene besser darstellen zu können. 

Unsere Meinung zu More than a Doll

Im Rikoki Lesekreis haben wir unsere positiven und negativen Eindrücke diskutiert. Hier ein paar Ausschnitte davon:

Es ist wirklich spannend etwas über das traditionelle Handwerk der Puppen zu erfahren. Da musste ich gleich mehr dazu nachlesen. Auch wenn Gojos Beziehung zu den Puppen schräg ist.

Am Zeichenstil gefallen mir besonders die ausdrucksstarken Gesichter. Vor Begeisterung glitzernde Augen, rosige fröhliche Wangen und bestürzte Gesichter … wirklich sehr lustig zu lesen! Die Hintergründe sind andererseits sehr schlicht gehalten um sich auf die Emotionen der Charaktere konzentrieren zu können.

Am Anfang fand ich Marin etwas zu aufgedreht, aber ihre Begeisterung ist dann doch ansteckend. Aber sie wird definitiv zu sexualisiert dargestellt für eine 15-Jährige Schülerin.

Der Manga hat echt Humor – bei vielen Szenen musste ich wirklich lachen!

Ich finde es schön über eine süße Teenager-Liebe zu lesen, wo sich das Paar gegenseitig unterstützt und niemand besitzergreifend oder permanent eifersüchtig ist.

Über die Autorin Shinichi Fukuda

Im Jahr 2006 gewann sie den 23. Ace Newcomer Manga Award Encouragement Award. Nachdem sie mehrere One-Shots in Monthly Shonen Ace ( Kadokawa Shoten ) veröffentlicht hatte, gab sie 2009 ihr Seriendebüt in Shibarak .

Mit der romantischen Komödie „ My Dress-Up Darling “, die sich hauptsächlich mit der Cosplayszene beschäftigt, gewann Fukuda 2020 den Everyone’s Choice!! Electronic Comic Award . Sie gewann den Preis in der Kategorie weiblicher Autor. Im Jahr 2022 wurde daraus ein TV-Anime, und im Jahr 2023 fand eine Ausstellung zum Gedenken an den 5. Jahrestag der Serie statt.

Was du an Begriffen und Hintergrundinfos zur japanischen Popkultur wissen solltest wenn du More than a Doll liest

Gyaru

Gyaru ist die japanische Transliteration des englischen Wortes gal, das „junge Frau“ bedeutet und das verwandt ist mit „girl“. Gyaru bezeichnet konsum- und modeorientierte junge Frauen. Das Wort breitete sich in den 1970er Jahren aus, aber mit der Veränderung der Mode veränderte sich auch die Bedeutung des Wortes Gyaru. Charakteristisch für die Gyaru-Mode sind eine getönte Haut, gebleichte Haare sowie auffälliges Make-Up, knappe Kleidung, die an Popstars wie Christina Aguilera oder Britney Spears der späten 90er und 2000er erinnert. 

Hina Matsuri und seine Puppen

Anfang März feiert man in Japan Hina Matsuri: das Puppen- oder Mädchenfest. Das traditionelle Fest hat seinen Ursprung in der Edo-Zeit (japanisch 江戸時代, Edo jidai), in der die Puppen als Glücksbringer galten. Unter der Edo-Zeit wird der Abschnitt der japanischen Geschichte von 1603 bis 1868 verstanden, in dem die Tokugawa-Shogune herrschten. Die Edo-Zeit ist benannt nach dem damaligen Namen der Hauptstadt, Edo (heute Tokio). Sie beinhaltet die längste Friedenszeit der japanischen Geschichte mit einer Dauer von mehr als 250 Jahren.

Durch das Aufstellen traditioneller Puppen sollen junge Mädchen vor Unheil bewahrt werden. Man glaubte, dass sie böse Geister in ihrem Inneren einschließen können und ließ sie, um die Geister loszuwerden, in einem Boot auf dem Wasser treiben. Dieses sogenannte nagashibina ist eine Tradition, die heute nur noch an wenigen Orten Japans fortgeführt wird.

Verbreiteter ist heutzutage das Aufstellen der Puppen im eigenen Zuhause. Fast jede Familie mit mindestens einer Tochter verfügt über einen Satz Hina-Puppen, die teilweise von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die kleinen, farbenfrohen Figuren sind im Stil der Heian-Zeit gekleidet und stellen den Kaiser, die Kaiserin und ihren Hofstaat dar. Aufgestellt auf einem treppenförmigen, mit rotem Stoff ausgelegten Podest.

Die Puppen werden entsprechend ihres Ranges auf den Treppenstufen arrangiert: oben Kaiser und Kaiserin, auf der zweiten Stufe drei Hofdamen, dann fünf Musiker und auf den unteren Ebenen schließlich unter anderem Gegenstände wie Möbel und Opfergaben. Weiters gibt es eine Reihe von Speisen, die traditionell zum Hina Matsuri gegessen werden, darunter zahlreiche Süßigkeiten und Sushi.

Cosplay in Japan

Unter Cosplay versteht man grob gesagt das Spielen eines Charakters aus Büchern, Filmen oder Videospielen indem ein möglichst getreues Kostüm getragen wird und man sich in den Charakter hineinversetzt. In den 1980er Jahren begann sich in Japan die Cosplay-Szene zu entwickeln. Cosplay als Fanpraxis entstand unter anderem als eine Reaktion von Fans auf den Urheberrechtsschutz der von ihnen geliebten Werke, der für viele Nachahmungen durchgesetzt wurde – allerdings nicht bei Kleidung, Accessoires, Waffen oder ähnliches der Figuren – sodass sich beim Cosplay ein Möglichkeit ergab sich als Fan kreativ mit dem Charakter auseinanderzusetzen. Seit den 2000ern entsteht in Japan immer mehr Cosplay Gastronomie. Dabei sind die Angestellten nach einem bestimmten Thema gekleidet, beispielsweise als Dienstmädchen (Maid-Café) oder Butler (Butler-Café, Host Club) und spielen dabei einen Charakter dazu.